Kosten kontrollieren - Keine Überraschungen bei den Preisen

Auf die Abhängigkeit folgt die nächste Preiserhöhung „Starten Sie kostenlos – skalieren Sie flexibel.“ Mit solchen Versprechen werben viele Anbieter von Cloud- und SaaS-Lösungen. Der Einstieg ist bequem, die Preise transparent – zunächst. Doch was als günstiger Start erscheint, entwickelt sich häufig zur Kostenfalle mit systemischer Bindung. Denn mit steigender Nutzung, wachsender Integration und wachsendem Datenvolumen wird der Wechsel aufwändiger – und die Anbieter drehen an der Preisschraube. Die Folge: Preissteigerungen ohne echte Alternative – und ohne Kontrolle.

Der Lock-in beginnt mit günstigen Einstiegspreisen

Viele Anbieter setzen auf ein bekanntes Prinzip: Niedrige Einstiegshürden in Kombination mit funktionalen Limits, die skalieren.

Beispielhafte Mechanismen:

  • Freemium-Modelle: Gratisnutzung mit eingeschränkten Funktionen
  • Nutzerbasierte Preisstaffelung: Je mehr Teammitglieder, desto teurer
  • Storage- oder API-Limits: Bei wachsendem Datenaufkommen explodieren     die Kosten
  • Unterschiedliche Preisdimensionen: Kombination aus Basisgebühr, Add-ons, Support-Levels, Transaktionskosten

Was harmlos beginnt, wird im Alltagsbetrieb schnell komplex und intransparent – vor allem, wenn mehrere Produkte desselben Anbieters im Einsatz sind (z. B. Microsoft, Google, Salesforce).

Die Kosten steigen – schleichend, aber sicher

Typische Beobachtungen in Unternehmen:

  • Jährliche Preissteigerungen um 10–25 %, oft ohne Mehrwert
  • Einführung neuer Lizenzmodelle, die bestehende Verträge entwerten
  • Reduktion von Inklusiv-Leistungen, z. B. API-Zugriffe oder Speicherplatz
  • Versteckte Kosten durch Zusatzfunktionen, Integrationstools, Compliance-Pakete
  • Kosten durch Nichtnutzung: Accounts, die nicht gelöscht werden, aber     weiter zahlen

Ein zentrales Problem: Viele dieser Entwicklungen sind vertraglich zulässig, da AGB-Anpassungen durch Anbieter vorbehalten sind – oft ohne explizite Zustimmung des Kunden.

Der Wechsel wird mit jedem Monat schwieriger

Ein Systemwechsel ist in der Theorie möglich – inder Praxis aber oft aufwändig, teuer oder gar nicht realistisch. Denn:

  • Daten liegen in proprietären Formaten vor (z. B. CRM, Analytics, Projekttools)
  • Schnittstellen sind nicht dokumentiert oder exportfähig
  • Nutzer:innen sind geschult und gewöhnt – Schulungskosten für Alternativen sind hoch
  • Integrierte Workflows müssten neu aufgebaut werden
  • Verträge sind gebündelt (z. B. Microsoft E5, Google Workspace mit Add-ons)

Der sogenannte Vendor Lock-in entsteht nicht nurtechnisch – er ist organisatorisch und kulturell verankert. Und genau diese Lock-ins nutzen Anbieter, umPreise anzuheben, ohne Wechselrisiken einzugehen.

Typische Preisentwicklungsstrategien

Fallbeispiel: Collaboration-Suite als Kostenfalle

Ein Mittelständler entscheidet sich für eine umfassende SaaS-Collaboration-Suite mit Dokumenten, Kommunikation, Kalender, KI-Funktionen. Die Einstiegskosten liegen bei unter 10 €/User/Monat.

Zwei Jahre später:

  • Die Preise steigen auf 15 €/User
  • Neue Funktionen sind nur im Enterprise-Paket enthalten (30 €/User)
  • Zusätzliche API-Zugriffe müssen einzeln bezahlt werden
  • Die Alternative eines Wechsels ist unattraktiv, weil alle Prozesse auf dem System basieren

Ergebnis: Die Gesamtkosten haben sich verdreifacht – ohne relevante Verbesserung des Nutzens.

Was tun? Kostenkontrolle durch Architektur

Preis-Transparenz einfordern

  • Anbieter mit offenen Preislisten und klarer Staffelung bevorzugen
  • Kein Anbieterwechsel ohne Simulation des 24-Monats-Kostenverlaufs

Modulare Architektur aufbauen

  • Vermeidung von „Suiten“ zugunsten einzelner, austauschbarer Tools
  • APIs prüfen: Können Daten und Funktionen auch mit anderen Tools genutzt werden?

Open-Source prüfen

  • Offene Software ist nicht gratis – aber kontrollierbar
  • Die Kosten sind transparent und nicht von fremden Roadmaps abhängig

Exit-Strategiedokumentieren

  • Technisch: Datenformate, Exporte, Schnittstellen
  • Organisatorisch: Schulungsaufwand, Prozessportierung

Fazit: Wer keine Kostenkontrolle hat, zahlt mit Abhängigkeit

Kostenentwicklung ist kein Betriebsproblem – sie ist strategisch.

Undurchsichtige Preismodelle, wachsender Lock-in und begrenzte Alternativen machen viele Anbieter unangreifbar – zu Lasten der Unternehmen.

Die Lösung liegt in bewusstem Technikeinsatz, modularen Architekturen und Exit-Optionen.

Wer heute auf Kontrolle achtet, vermeidet die Preiserhöhung von morgen – oder kann ihr zumindest selbstbewusst entgegentreten.

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