Report
Digitale Souveränität im Mittelstand - Stand der Dinge
Der vorliegende Report fasst den aktuellen Stand der Dinge bezüglich Digitaler Souveränität im Mittelstand zusammen und liefert eine Übersicht über die Zahlen, Daten und Fakten auf Basis einer Auswertung verschiedener Studien und Umfragen. Aufgrund der aktuellen Situation soll auf diesem Weg eine Orientierung gegeben werden, die mittelständischen Unternehmen dabei hilft, den eigenen Stand zu verorten.
Welchen Stellenwert hat Digitale Souveränität im Mittelstand? Ein kritischer Blick.
70%
der Unternehmen messen Digitaler Souveräntität eine hohe Bedeutung bei.
1/3
der Unternehmen weist in wichtigen Bereichen (Hardware, Software, Daten, IT-Sicherheit) starke Abhängigkeiten von außereuropäischen Anbietern auf.
>80%
der deutschen Firmen fühlen sich bei mindestens einer digitalen Schlüsseltechnologie von Nicht-EU-Anbietern abhängig.
52%
der Unternehmen aus der Informationswirtschaft geben an, sich zumindest teilweise auf nicht-europäische Anbieter verlassen zu müssen.
Souveräne KI
Der Begriff „souveräne KI“ zielt darauf ab, diese Abhängigkeiten zu reduzieren, z.B. durch europäische Alternativen, Open-Source-Modelle oder lokale Cloud-Infrastrukturen. Erste Marktangebote in dieser Richtung existieren bereits (etwa generative KI-Services auf europäischen Servern), doch die Nutzung hält sich in Grenzen.
Gezielter Einsatz von Colocation oder Cloud für KI-Anwendungen (inklusive generativer KI) findet nur selten statt.
Vorbehalte und Wissenslücken bremsen den Einsatz souveräner KI im Mittelstand.
KI-Einsatz im Mittelstand nimmt insgesamt an Fahrt auf!
KI im Mittelstand
Die Adaption von Künstlicher Intelligenz im Mittelstand in Zahlen
57%
der Unternehmen bschäftigen sich aktiv mit KI. 20% setzen KI bereits produktiv ein.
37%
planen oder diskutieren aktuell Projekte im Bereich Künstlicher Intelligenz.
30%
nutzen bereits irgendeine Anwendung auf Basis Künstlicher Intelligenz.
19%
haben die Einführung von Künstlicher Inteligenz geplant.
1/3
sieht keinerlei Anwendungsfelder für KI im eigenen Unternehmen.
37%
der Unternehmen haben in 2024 in Künstliche Intelligenz investiert.
74%
wollen in den nächsten drei Jahren KI-Lösungen einführen oder ausbauen.
78%
der Unternehmen haben eine positive Grundeinstellung zu Künstlicher Intelligenz.
12%
sehen KI als Risiko für ihr Geschäft.
Hürden und Fachkräftemangel
Praktische Probleme halten die Unternehmen trotz aller Chancen ab.
Laut einer B2B-Studie (Grant Thornton 2025) beklagen 36 % der befragten Mittelständler, dass Fachkräftemangel ihr Digitalisierungstempo bremst, und 29 % nennen die technologische Komplexität als Hemmnis. Insbesondere bei KI fehlt es oft an Know-how im eigenen Haus: 31 % der mittelständischen Unternehmen haben nicht genügend KI-Fachkräfte, und 29 % kämpfen mit der schwierigen Integration von KI in die Geschäftsprozesse. Entsprechend sind viele bisher nicht über Pilotprojekte hinausgekommen (22 % der Firmen). Immerhin ist sich die Mehrheit der strategischen Bedeutung bewusst – nur 15 % glauben, KI werde mittelfristig keine Rolle für sie spielen. Diese Zahlen unterstreichen, dass externe Expertise oft nötig ist, um Wissenslücken zu schließen und KI-Projekte erfolgreich umzusetzen.
Externe Expertise oder Eigenrealisierung?
Im Mittelstand ergibt sich ein gemischtes Bild
47%
der Unternehmen betreiben ihre IT überwiegend in Eigenregie.
8%
setzen umfassend auf Managed oder Remote Services externer Dienstleister.
70%
der IT-Entscheider im Mittelstand bestätigen, dass externe Partnerdie digitale Transformation und Automatisierung beschleunigen
Der gesunde Mittelweg
Die kombination aus internem Know how und externem Fachwissen
Laut einer globalen HPE-Industrieumfrage verlassen sich nur 12 % der Firmen ausschließlich auf externe KI-Expertise, während sich die Mehrheit (55 %) für einen Mixaus internem und externem KI-Fachwissen entscheidet. Etwa ein Drittel der Unternehmen fokussiert hingegen auf den Aufbau eigener KI-Kompetenzen und versucht, externe Abhängigkeiten zu minimieren. Diese Verteilung zeigt, dass externe Expertise zwar gesucht wird, aber meist ergänzend zu internen Fähigkeiten. Gleichzeitig deuten Studien darauf hin, dass Mittelständler oft zögerlich sind, externe Beratung aktiv einzuholen. Die WIK-Kurzstudie 2023 beobachtete: „Gerade KMU suchen häufig eher untereinander Hilfe und nach Vorbildern als bei externen Beratern.“ . Viele einfache KI-Anwendungsfälle sind ihnen gar nicht bekannt – hier könnten Erfolgsgeschichten aus der Praxis und Vernetzung helfen, Berührungsängste abzubauen. Das heißt, anstatt sofort einen externen Berater zu engagieren, orientieren sich viele Mittelständler erst an Erfahrungen anderer Unternehmen (Peer-Learning). Kooperationen und Förderung: Externe Expertise kann auch durch Kooperation mit Bildungs- und Forschungseinrichtungen gewonnen werden. Doch auch hier besteht Nachholbedarf. Einer Studie von Stifterverband/McKinsey zufolge sehen zwar die meisten Firmen großes Potenzial in der Zusammenarbeit mit Hochschulen, aber nur jedes fünfte Unternehmen unterhält bislang eine aktive Hochschulkooperation zur Entwicklung von KI-Kompetenzen . Die Mehrheit wünscht sich jedoch eine intensivere Verzahnung von Wirtschaft und Wissenschaft, um den Wissenstransfer zu verbessern. Darüber hinausnehmen staatliche Unterstützungsangebote an Bedeutung zu: Bisher nutzt erstrund ein Drittel der Mittelständler öffentliche Förderprogramme für Digitalisierung/KI, aber weitere 41% planen dies in Zukunft – ein Hinweis, dass externe finanzielle und beratende Hilfe verstärkt angenommen werden soll.
Fazit
Der Mitelstand erkennt die Chancen von KI, braucht jedoch viel externe Expertise
Zahlen und Studien zeigen, dass Deutschlands Mittelstand die Chancen von KI durchaus erkennt und verstärkt investieren möchte. Gleichzeitig offenbaren sie einen hohen Bedarf an externer Expertise: sei es zur Wahrung digitaler Souveränität (um Abhängigkeiten von Big-Tech zu reduzieren) oder zur Bewältigung des Fachkräftemangels in KI-Projekten. Viele mittelständische Firmen kombinieren intern und extern, oder suchen zunächst informell Rat bei Partnerunternehmen und Branchen-Netzwerken. Neuere Umfragen unterstreichen, dass strategische Partnerschaften mit IT-Dienstleistern, Beratern und Forschungseinrichtungen künftig an Bedeutung gewinnen müssen, damit der Mittelstand Kompetenzen aufbaut und KI sowie digitale Technologien souverän und erfolgreich einsetzen kann . Die Bereitschaft dazu wächst – nun gilt es, die verfügbaren externen Ressourcen effektiv zu nutzen, um den Wissensvorsprung und die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands in der KI-Ära zu sichern.
Quellen: Aktuelle Studien undUmfragen (u.a. Lancom/Techconsult 2023, ZEW 2024, Bitkom 2024, Grant Thornton2025, WIK 2023, Bundesnetzagentur 2025, Stifterverband/McKinsey 2025).